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News : Rendsburg: Schwebefähre von Frachter gerammt
Geschrieben von willi am 09.01.2016 17:08:18 (706 x gelesen)

Rendsburg: Schwebefähre von Frachter gerammt
(08.01.16) Der deutsche Frachter „Evert Prahm“, 1598 BRZ (IMO-Nr.: 9138757), rammte am 8.1. gegen 6.40 Uhr die Schwebefähre in Rendsburg. Er war von Liepaja nach Husum bestimmt und westwärts auf dem Nord-Ostsee-Kanal unterwegs. Die Schwebefähre, die auf dem Weg vom Nord- zum Südufer war, wurde drehte sich beim seitlichen Aufprall gegen die Aufbauten des Frachters und schwankte erheblich. Sie wurde dabei schwer beschädigt, und mindestens eine der 12 Stahltrossen, an denen sie unter der Brücke hing, brach beim Aufprall.
Die Fähre wurde aus den Führungsschienen herausgerissen und hing seither mitten über dem Kanal. Zwei Personen, darunter der Kapitän der Fähre, wurden bei dem Zusammenstoß verletzt. Außer ihm war nur ein Passagier an Bord gewesen. Für die Rettungsaktion wurde ein Großaufgebot an Einsatzkräften an der Unglücksstelle zusammengezogen.
Im Einsatz waren unter anderem Kräfte umliegender Polizeistationen, die Wasserschutzpolizei Kiel, Personal des Wasser- und Schifffahrtsamts Kiel-Holtenau sowie der Rettungsdienst und die Feuerwehr Rendsburg. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde im Bereich der Unfallstelle für die Schifffahrt gesperrt. Schiffe gingen in den Ausweichstellen Schülp und Audorf in Warteposition.
Die beiden Personen auf der Fähre wurden mit einer Drehleiter gerettet. Der schwer verletzte Kapitän wurde mit der Fähre "Memel", die aus Audorf gerufen wurde, an Land und dann ins Krankenhaus gebracht. Die Kanalfähre nahm zudem Rettungskräfte der Feuerwehr an Bord. In Audorf wurde der Kanalverkehr bis auf weiteres nur durch die Fähre "Stolpmünde" aufrechterhalten. Dies führte dort zu längeren Wartezeiten für Autos.
Nach dem Unfall wurde der Bahnverkehr über die Brücke eingestellt. Davon waren auch viele Pendler betroffen, die in Zügen von und nach Rendsburg saßen. Alle Züge aus Kiel endeten in Felde, die aus Neumünster in Nortorf. Von Norden (Flensburg) und Westen (Husum) endeten vorerst alle Züge in Rendsburg. Die Brücke ist die einzige Eisenbahnquerung des Kanals zwischen Kiel-Levensau und Grünental bei Hanerau-Hademarschen.
Die Bahn verständigte Gutachter, die den Zustand und die Statik der Brücke prüfen sollten. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Die Sperrung der Brücke sollte mindestens bis zum Nachmittag des 8.1. andauern.
Ziel der Einsatzkräfte war es am Vormittag, die Schwebefähre zu stabilisieren und sie in Richtung Land zu ziehen. Die Einsatzkräfte vom Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau sowie die Feuerwehr Rendsburg versuchten, sie sicher auf die Rendsburger Seite zu bekommen. Im Kommunalhafen machte unterdessen die „Evert Prahm“ mit Schäden am Ruderhaus fest.
Die Ursache des Unglücks war aktuell noch unklar. Die Fähre hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Probleme mit der Technik gehabt. Sie verbindet die Gemeinde Osterrönfeld mit der Stadt Rendsburg und befördert pro Fahrt bis zu vier Personenkraftwagen und etwa 60 Fußgänger. Täglich nutzen sie rund 520 Fahrzeuge und 1700 Fußgänger.
Die Fähre benötigt knapp zwei Minuten für eine Überfahrt. Seit ihrer Eröffnung am 2.12.1913 gilt der gleiche Fahrplan: Von 5 Uhr bis 23 Uhr bzw. 22 Uhr im Winter wird viertelstündlich gefahren. Die Fährbühne ist 14 Meter lang, sechs Meter breit und hat ein Eigengewicht von 45 Tonnen.
Sie hängt an Seilen unter einer Stahlkonstruktion, die den Untergurt der Brücke U-förmig umfasst und mit insgesamt acht Rädern auf zwei Schienen rechts und links des Brückenträgers läuft. Der Antrieb erfolgt elektrisch mit vier Motoren, die jedes zweite Rad antreiben. Sie ist eine von nur acht in Betrieb befindlichen Schwebefähren weltweit.
Zuletzt war die Schwebefähre am 13.1.1993 um 23.27 Uhr gerammt worden. Damals hatten die Bremsen der Fähre versagt, und stürmischer Wind drückte die herrenlose Fähre vor den Bug des niederländischen Frachters "Linda Maraike". Da dies in der betriebsfreien Zeit geschah, war es lediglich zu Sachschaden an der Seilaufhängung der Fähre gekommen.
Der Fährbetrieb konnte am 11.2.1993 nach einer Reparatur wieder aufgenommen werden. Die Schwebefähre feierte 2013 ihren 100. Geburtstag. Seit 1988 steht sie mitsamt der Hochbrücke unter Denkmalschutz.
Quelle:Tim Schwabedissen

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