Frachter DIVINE an die Kette gelegt...

Datum 24.07.2015 18:09:43 | Thema: News



Ein Schiff wie die portugiesische "Divine", 1995 BRZ (IMO-Nr.: 7720192), möchte man eigentlich nicht gern im Hafen haben. Dennoch sieht es so aus, als ob der seit dem 16.7. im Rendsburger Kommunalhafen vertäute Frachter hier noch einige Zeit bleiben wird. Nicht weniger als 45 Mängel, ein betrunkener Kapitän, keine Seekarten und eine kaputte Bordwand führten zu einem Arrest im Rahmen einer Hafenstaatskontrolle am 16.7.



Das Schiff hatte eine Ladung Düngermittel aus Miiduranna an Bord, als es am 15.7. den Nord-Ostsee-Kanal ansteuerte. Dabei fiel es bereits durch merkwürdige Manöver auf, und als Polizeibeamte an Bord gingen, trafen sie den Kapitän alkoholisiert an. Das Schiff musste zunächst am Voith-Kai im Kieler Nordhafen festmachen.

Bei der nun folgenden Kontrolle wurden falsche Seekarten, defekte Pumpen und fehlende Zertifikate bemängelt. Die 12-köpfige Crew wartete außerdem seit Monaten auf ihre Heuer. Die Außenstände betrugen rund 100.000 Dollar.

Sie sollte zudem vor Schweden Abwässer illegal entsorgt haben. Die Kieler Beamten ließen das Schiff zunächst in Richtung Zielhafen Rendsburg weiterfahren, baten aber die dortigen Kollegen, Sicherheitskontrollen durchzuführen. Was dabei entdeckt wurde, war selbst für altgediente Polizisten erstaunlich.

Der Promillewert des Kapitäns von unter 0,8 war dabei noch das vergleichsweise geringere Problem. Das Öltagebuch war fehlerhaft, die Seekarten waren unvollständig, die Alarmglocken defekt. Auch die Bordwand war undicht, stellten die Beamten aus Brunsbüttel fest. Sie waren den Rendsburgern zur Hilfe gekommen. Insgesamt 45 gravierende Mängel standen am Ende auf der Liste.

Seit 2010 wurde der Frachter bereits 15 Mal im Rahmen von Hafenstaatenkontrollen überprüft. 2014 gab es in Spanien und Griechenland bereits Auslaufverbote. Damals entdeckten Prüfer 44 Mängel. Die letzten beiden Kontrollen am 25.6. in Finnland und 7.7. in Estland hatte das Schiff ohne Mängelbefund überstanden, obwohl sich der beklagenswerte Gesamtzustand ja kaum so rasch nicht verändert haben konnte.

Die Rendsburger Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die den Kreishafen betreibt, kümmerte sich jetzt um die Besatzung und versorgte sie mit Proviant und Frischwasser. Die Seemannsmission und die Gewerkschaft ITF wurden ebenfalls eingeschaltet.

Für den Kreishafen war das marode Schiff aber auch zu einem Sicherheitsproblem geworden mit seinen 20 Tonnen Kraftstoff in den Brennstofftanks. Solange sich die türkische Reederei nicht meldete und eine Mängelbeseitigung anordnete, würde der Frachter aber nicht wieder in Fahrt gehen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises schaltete international tätige Rechtsanwälte ein. Am Abend des 23.7. meldete sich schließlich doch ein Vertreter des Reeders in Rendsburg und kündigte Maßnahmen an.

Als “Gold” hatte der Frachter am 8.12.2014 auf der Fahrt von Tuzla nach Algier einen Seenoteinsatz notwendig gemacht, nachdem im Golf von Izmit die Ladung übergegangen war und eine Schlagseite von 20 Grad verursacht hatte. Der Schlepper "Kurtama 8" und das Rettungsboot "Kıyı Emniyeti 5” waren seinerzeit in Marsch gesetzt worden und hatten sieben Crewmitglieder abgeborgen. Gegen 20 Uhr wurde der Havarist dann nach Unterzeichung eines Bergungskontraktes von der „Kurtama 8“ nach Darıca eingeschleppt.
Die “Divine” ist 81,2 Meter lang, 12,9 Meter breit, hat 6,1 Meter Tiefgang und eine Tragfähigkeit von 3.474 Tonnen. Sie läuft für die Mayra Denizcilik Isletmeleri in Istanbul und wurde 1994 bei der Astilleros Sicar in Corcubion als „Playa de Finisterre“ erbaut. 2010 wurde sie zur „Golden Dream“ und 2012 zur „Golden Deam I“.



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