Sylt: Vier Verletzte bei Kollision im Lister Hafen
(28.07.16) Vier Menschen wurden am 27.7. im Hafen von List auf Sylt verletzt worden, als das deutsche Ausflugsschiff „Gret Palucca“ (MMSI-Nr.: 211227270) offenbar durch technisches Versagen mit der Hafenmauer kollidierte. Um 09.45 Uhr war es fahrplanmäßig mit 50 Passagieren und einer zweiköpfigen Crew zu einer Fahrt zu den Seehundsbänken ausgelaufen.
Als es gegen 11.15 Uhr in den Hafen von List wieder ansteuerte, merkte der Skipper kurz nach Einfahrt in den Hafen, dass das Schiff nicht korrekt aufstoppte.
Es hatte dadurch noch eine Geschwindigkeit von rund zwei Knoten, als es auf den Kai zulief. Der Kapitän gab sofort über Bordmikrofon den Hinweis an die fast alle auf den Bänken sitzenden Fahrgäste, sich festzuhalten. Kurz danach rammte das Schiff mit einem lauten Knall frontal die Pier.
Bei dem Aufprall wurden zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren aus Hamburg, ein 40 Jahre alter Mann und der 49-jährige Schiffsmechaniker leicht verletzt. Die dreiköpfige Crew des im Hafen liegenden Rettungskreuzers „Pidder Lüng“, die an Deck ihres Bootes gerade mit technischen Wartungsarbeiten beschäftigt war, warf unverzüglich los, nahm die „Gret Palucca“, die nach der Kollision manövrierunfähig im Hafen trieb und mit anderen Schiffen hätte kollidieren können, längsseits und brachte sie sicher an ihren Liegeplatz.
Parallel dazu bestellte sie über das MRCC in Bremen Notarzt und Rettungstransportwagen, um die verletzten Gäste zu versorgen. Die Seenotretter, die in erweiterter erster Hilfe ausgebildet sind, übernahmen zudem die Erstversorgung der Verletzten, bevor sie sie an Arzt und Sanitäter übergaben.
Am Bug des Kutters entstand bei der Kollision ein erheblicher Schaden oberhalb der Wasserlinie in Höhe von geschätzt mehreren tausend Euro. Das Schiff sollte kurzfristig in die Werft HDR Husum gehen zum Einbau eines neuen Getriebes und der Beseitigung der Schäden im Holzbereich. Die Ausflugsfahrten wurden bis auf weiteres abgesagt. Die Reparatur sollte bis Anfang kommender Woche beendet sein.
Die Polizei Westerland kam derweil zu Untersuchungen an Bord, die Wasserschutzpolizei aus Husum wurde für die weiteren Ermittlungsarbeiten angefordert. Gleichzeitig wurde durch die Reederei die Berufsgenossenschaft Verkehr - Abteilung Schiffssicherheit informiert. Der zuständige lokale Besichtiger traf am Spätnachmittag in List und begutachtete den Schaden.
Als Ursache der Havarie wurde ein Kupplungsflansch ausgemacht, der vom Getriebe abgerissen war, wodurch der Propeller nicht auf Rückwärtsfahrt umgesteuert werden konnte. Die letzte Überholung der „Gret Palucca“ hatte im Februar stattgefunden. Damals war die gesamte Wellenanlage demontiert und überholt worden. Der Kutter wurde am 26.2. von der BG Verkehr ohne Beanstandung sicherheitstechnisch abgenommen.
Die 1941 als Kriegsfischkutter „KFK 138“ als erster KFK bei der Ernst Burmester Schiffswerft KG Swinemünde-Ost erbaute „Gret Palucca“ ist Ausflugskutter, der für die Adler-Reederei regelmäßig Gästefahrten vom Hafen List aus unternimmt. Er hat eine Länge von 24,56 Metern, eine Breite von 6,39 Metern, einen Tiefgang von 2,11 Metern und kann 50 Fahrgäste befördern.
Quelle:Tim Schwabedissen