Kommunikationsprobleme Schuld an Crash der “Saint George”?
(25.03.15) Die Ermittlungen zur Schleusenkollision des griechischen Frachters „Saint George“ konzentrierten sich jetzt auf die Besatzung. Hans-Herrman Lückert, ein Kieler Kapitän und Vorsitzender der Bundeslotsenkammer, die die Interessen der 750 deutschen Seelotsen vertritt, beklagte, dass die Qualität der Besatzungen auf den Schiffen in der internationalen Fahrt in den vergangenen 20 Jahren stark abgenommen habe.
Eine Schwachstelle sei die Kommunikation. Die Besatzungsmitglieder hätten oft Probleme, die Ratschläge der Lotsen zu verstehen. Es gebe zwar inzwischen eine vereinfachte Fachsprache auf Englisch, doch bereits damit klappe es oft nicht, wenn der Lotse erste Tests an Bord durchführte.
Besonders problematisch sei es, wenn sich auf der Brücke Besatzungsmitglieder aus vier Nationen befänden. Denn nach einem Kommunikationsproblem sah es auch im Fall der „Saint George“ aus. Die Untersuchung der Maschinenanlage des Frachters ergab keine Anhaltspunkte für ein technisches Versagen. Der ukrainische Kapitän des Frachters und der Lotse machten bislang noch keine Angaben zur Unglücksursache.
Am 23.3. hatten Beamte der Wasserschutzpolizei den Voyage Data Recorder ausgelesen. Die so gewonnenen Daten werden für die weitere Untersuchung herangezogen. Der Kapitän oder der Wachoffizier könnten das Unglück ausgelöst haben. Es wurde nun geprüft, ob durch einen Verständigungsfehler ein zu schnelles Umschalten der Fahrhebel von Voraus- auf Rückwärtsfahrt erfolgte. Dabei kann es vorkommen, dass der Fahrhebel auf der Brücke zwar auf Rückwärtsfahrt steht, die Maschine aber weiter auf Vorausfahrt läuft. Diese Hebel bedient die Besatzung selbst.
Da die Sachverständigen der Klassifikationsgesellschaft (Schiffs-TÜV) ebenfalls keine Schäden an der Technik ermitteln konnten, durfte das Schiff die Weiterfahrt zur Reparatur auf der Nobiskrug-Werft in Rendsburg aus eigener Kraft und ohne Schlepper antreten. Derweil gingen die Schätzungen zur Schadenshöhe von etwa 2,5 Millionen Euro aus.
Als am 17.1. der von See in den Nord-Ostsee-Kanal einlaufender Offshore-Versorger “Red 7 Alliance” mit dem Schleusentor der Neuen Südschleuse in Brunsbüttel kollidierte, war ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro entstanden. Auch in diesem Fall war nach dem aktuellen Stand der Untersuchung eine Fehlbedienung der Maschinenanlage die Ursache der Havarie.