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Ant.: Eines der weltgrößten Containerschiffe sitzt auf der ...
Geschrieben am: 10.02.2016 13:23 Aktualisiert: 10.02.2016 13:31
Nächtlicher Showdown auf der Elbe: Für die Bergung der „CSCL Indian Ocean“ mit ihrer 24-köpfigen chinesischen Crew wurde der Fluss am 9.2. um kurz vor 2 Uhr zwischen den Tonnen 111 und 120 voll für den Schiffsverkehr gesperrt. Vor der Elbmündung mussten drei große Containerschiffe auf der Außenreede Anker werfen. Boote der Wasserschutzpolizei sowie das Mehrzweckschiff "Neuwerk" sicherten den Bereich. Die Feuerwehr Cuxhaven stellte mit Bergungsbeginn ein Team für Notfälle bereit.
Begünstigt wurde die Operation durch die Springtide in der Nacht. Dazu kam ein kräftiger südwestlicher Wind, der das Hochwasser in der Neumondnacht um gut 1,20 Meter höher als normal auflaufen ließ. Kurz nach 2 Uhr erfolgte dann nach tagelanger Vorarbeit der finale Startschuss durch den On-Scene-Coordinator (OSC) des Havariekommandos. Über Funk ertönte die Anweisung: „Achtung hier ist der OSC, Beginn freischleppen Havarist weitere Anweisungen vom Tow-Master“. Fünf holländische und deutsche Schlepper begannen am Heck und am Bug des Havaristen zu ziehen, während sieben weitere Schlepper – beteiligt waren die „Fairmount Expedition“, „Union Manta“, „Bugsier 10“, „Bugsier 9“, „Bugsier 8“, „Bugsier 7“, „Bugsier 3“, Bugsier 2“, „ZP Bulldog“, ZP Boxer“, „SD Rover“ und „SD Dolphin“, gleichzeitig an der Backbordseite am Rumpf drückten. Dabei mussten sie Sturmböen entgegenwirken, die den gewaltigen Rumpf im Gegenzug auf den Sand pressten. Doch der notwendige Kräfteansatz war offenkundig von den Bergungsexperten der niederländischen Firma Smit Salvage richtig berechnet worden. Bereits wenige Minuten nach dem Startsignal, um 2.06 Uhr, bewegte sich das 150.000 Tonnen schwere Containerschiff. Am Heck hatten die Berger mit der "Union Manta" und "Fairmount Expedition" die beiden stärksten Schlepper positioniert, und achteraus glitt der Frachter auch wieder von der Sandbank zurück ins Fahrwasser, das er gegen 2.20 Uhr erreichte. Er wurde nun erst um gut 40 Grad nach Backbord gedreht und rückwärts mehrere Hundert Meter elbabwärts gezogen. Um 2.48 Uhr ging es nach einer Steuerborddrehung dann in Richtung Hamburg. Das Schiff sollte zunächst bis zu den Finkenwerder Pfählen im Parkhafen gebracht und dort gedreht werden. Direkt nach der Bergung überflog das DO 228 Ölaufklärungsflugzeug des Havariekommandos den Frachter und überprüfte die Wasseroberfläche nach etwaigen Gefahrstoffen. Um 3.34 Uhr wurden die Schlepper nochmals umgespannt, und sieben konnten bereits aus dem Einsatz entlassen werden, die fünf anderen, darunter auch die „Fairmount Expedition“, blieben weiter angespannt. Während das Containerschiff derweil aufgestoppt im Fluss lag, wurden die Ruderanlage gecheckt und die Ballasttanks gepeilt. Maschine und Ruderanlage wurden dabei intakt vorgefunden. Um 4.21 Uhr nahm der Schleppzug wieder Fahrt auf und bewegte sich mit 6 bis 7 Knoten voran. Die „Fairmont Expedition“ warf dann los und nahm Kurs auf Rotterdam, während die „Union Manta“ noch vor Ort verblieb. Um 4.46 Uhr wurde steuerbordseitig die Insel Hanskalbsand passiert, um 5.06 Uhr war Neßsand querab. Um 5.34 Uhr nahmen die Schlepper „ZP Boxer“, „Bugsier 8“ und „Zp Bulldog“ am Bug sowie „Bugsier 10“ und „SD Dolphin“ am Heck Kurs auf den Parkhafen in Finkenwerder. Um 5.45 Uhr konnte die Sperrung der Elbe aufgehoben werden. Um 5.52 Uhr wurde die "CSCL Indian Ocean" gedreht, um rückwärts in den Parkhafen bugsiert zu werden. Um 6.07 Uhr war sie an den Finkenwerder Pfählen fest. Um 7.21 Uhr zog die „Union Manta“ am Heck an und brachte den Frachter an den Eurogate-Kai im Waltershofer Hafen. Mit knapp sechstägiger Verspätung war das Ziel erreicht. Experten gingen davon aus, dass die Berger nur diesen einen Versuch hatten, den Containerfrachter kurzfristig zu befreien. In den kommenden Tagen sollte das Hochwasser nicht mehr so hoch auflaufen, außerdem waren mehrere Stürme im Anmarsch. Wäre der Versuch in der Nacht misslungen, hätte der Containerfrachter wohl noch Wochen auf der Elbe festgesessen und hätte mühselig mit erst heranzuschaffendem Gerät geleichtert werden müssen. Vor der Bergung war der Frachter durch Abpumpen sämtlicher Betriebsstoffe und Ballastwasser um insgesamt 6.500 Tonnen leichter gemacht worden. Zusätzlich trugen Bagger vor allem entlang der gesamten Steuerbordseite der "CSCL Indian Ocean", dem Heck und im Bugbereich rund 45.000 Kubikmeter Flussboden ab. Verursachte wurde die Havarie dadurch, dass an der Ruderanlage ein elektronisches Teil ausgefallen war. Das Ersatzteil lag bereits bereit und wurde umgehend eingebaut. Mögliche weitere Reparaturen könnten dann erst auf einer Werft in Fernost erfolgen. Der Fahrplan war durch den tagelangen Ausfall ohnehin völlig durcheinander geraten, sodass die Reederei China Shipping versuche, Terminfracht, die den Hamburger Hafen mit der "CSCL Indian Ocean" eigentlich schon längst wieder hätte verlassen sollen, auf andere Schiffe von Partner-Reedereien umzudirigieren. An Bord des Schiffes befanden sich 6.614 Container, 3.017 davon sollten nun in Hamburg gelöscht werden. 22 Boxen waren mit Gefahrgut wie Treibstoff oder Batterien. Beladen. Der größte Teil der Fracht bestand aus Textilien aus China, Schuhen und Autoteilen. In 19 Containern wurde Kühlfracht transportiert. Gleichzeitig gingen Vertreter der Reederei und der Klassifikationsgesellschaft DNV GL an Bord, um die Sicherheit des Schiffs zu überprüfen. Neben einer Sichtprüfung über Wasser und im Innenraum sollten auch werden auch der Propeller, das Ruderblatt und die Außenhaut des Schiffskörpers mit Tauchern oder Tauchrobotern untersucht werden. Am 12.2. soll der Frachter mit dem Morgenhochwasser entweder nach Zeebrügge oder nach Rotterdam auslaufen, je nachdem, wo ein Liegeplatz verfügbar ist. Bis dahin sollten die Untersuchungen abgeschlossen sein. Die endgültige Genehmigung zum Auslaufen müssen die Behörden geben, wenn sie von dessen Seetüchtigkeit überzeugt sind. Bild: Bergumg ( Bild J. O. Mühlpforte) Klick Hier Bild:CSCL Indian Ocean am Containerkai (Bild: Manfred Bull) Klick Hier |