Beim Auslaufen aus der neuen Südschleuse am 21.4. gegen 14 Uhr geriet der aus Kolding kommende, chilenische Bulkcarrier „Rauli N“, 18070 BRZ (IMO-Nr.: 9116149), mit dem Backbord-Heck in die Seitenmauer der Schleusenkammer nahe des elbseitigen Tors im Bereich einer Tornische. Teile des Mauerwerks brachen ab und stürzten ins Wasser.
Es entstanden zudem Schäden an der Schutzkante und den Betonfundamenten des Schleusenübergangs. Aus Sicherheitsgründen ließ das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel deshalb am Nachmittag die Schleusenkammer sperren. Die Wasserschutzpolizei Brunsbüttel nahm Ermittlungen aufgenommen.
Als Ursache kam möglicherweise eine Windböe in Betracht, die den Frachter beim Ausschleusen aus der Kammer erfasste. Der Frachter erlitt bei der Havarie Einbeulungen und einen Riss in der Bordwand. Es wurde ein Frischwassertank auf einer Fläche von 30x30 Zentimetern aufgeschlitzt. Der Havarist durfte aber um 15 Uhr die Reise nach Bremen fortsetzen und machte dort am 22.4. um vier Uhr fest. Im Industriehafenwurden die Untersuchungen fortgesetzt.
Die in der Schleusenkammer versunkenen Teile der Schleusenmauer sollten erst am 23.4. aus dem Wasser geborgen werden. Eine Bergung am Wochenende war aus Mangel an Personal nicht möglich, da die dafür nötigen Fahrzeuge und Taucher nicht zur Verfügung standen. Für die Schifffahrt standen in Brunsbüttel nur noch die große Nordkammer sowie die beiden kleinen Schleusen zur Verfügung. Da aber die großen Schiffe nur durch die Nordschleusen passen, gab es bereits am Abend wieder Wartezeiten für die Schifffahrt.
Die „Rauli N“ ist 175 Meter lang, 26 Meter breit, hat 9.8 Meter Tiefgang und eine Tragfähigkeit von 27.348 Tonnen. Sie läuft für die Naviera Chilena Del Pacifico S.A. (Nachipa) in Valparaiso und wurde 1996 bei der Hudong-Werft in Shanghai als „Spring Venture“ erbaut. 1997 wurde sie zur „Asteriks“, 2004 zur „Ocean Premier“ und lief von 2006 bis 2010 als „Idefix Bulker“.
Erst am 20.4. hatte in Kiel die „BF Timaro“ das seeseitige Schleusentor der Südschleuse gerammt. Zum Glück entstanden dabei nur leichte Schäden, und die Schleuse konnte nach zwei Stunden wieder freigegeben werden. Der Frachter warf am Morgen des 22.4. vor Danzig Anker.