Kurz nach dem Auslaufen aus der Holtenauer Südschleuse ist am 17.11. gegen 9 Uhr der unter Gibraltar-Flagge laufende Frachter, "Reymar" 4198 tdw (IMO: 9128336), auf der Fahrt von Finnland nach Brake in die Böschung des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau gelaufen. Das 89,99 Meter lange Frachtschiff lief auf das Friedrich-Voß-Ufer und blieb in rechtem Winkel zum Fahrwasser zwischen den Dalben in der Böschung stecken. Ursache der Havarie war nach ersten Ermittlungen der Wasserschutzpolizei ein Ausfall der Ruderanlage. Glücklicherweise bohrte sich der Frachter in die steinige Böschung auf der Holtenauer Seite. Hätte das Ruder in die andere Richtung ausgeschlagen, hätten die Folgen dramatischer ausfallen können: An der Bunkerstation auf der Wiker Seite lag zum Unglückszeitpunkt der ebenfalls unter Gibraltar-Flagge registrierte, mit Schweröl beladenen Tanker „Eships Bainunah“, 5029 gt (IMO: 9293325), der just im Begriff war, eine Ladung Öl für die Bunkerstation Bominflot zu löschen.
Die „Reymar“ war mit rund 4000 Tonnen Tierfutter aus Kokkola gekommen. Für die Kanalpassage hatte der Kapitän wie vorgeschrieben einen Lotsen genommen. Verhindern konnte dieser das Unglück aber auch nicht mehr, da der Ausfall der Ruderanlage wohl sehr überraschend kam. Zwar wurde noch versucht, die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen, doch ist dies gerade im engen Kanal nicht einfach. In dem Bereich, wo der Unfall passierte, wird generell sehr langsam gefahren, da sich hier einerseits der Zufahrtbereich der Schleuse befindet und sich andererseits auch die Anleger der Kanalfähre "Adler I" nicht weit entfernt befinden. Um das Schiff aufzustoppen, gelang es zwar noch, den MaK-Diesel auf Rückwärtsfahrt zu schalten. Doch die "Reymar" befand sich schon zu nah am Ufer. Mit dem Vorsteven rammte sie zunächst den Dalben Nr. 33 und schob sich dann frontal in die Böschung. Dort saß sie vorerst fest und musste auf das Eintreffen des sofort angeforderten Notschleppers „Bülk“ der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel warten.
Dieser war gegen 10.30 Uhr vor Ort und bereitete unverzüglich das Freischleppen vor. Nachdem er am Havaristen fest war, gelang es ihm ohne große Mühe, mit seiner 3000 PS starken Maschine die „Reymar“ binnen 10 Minuten Uhr wieder zurück ins Fahrwasser zu ziehen. Anschließend eskortierte die "Bülk" den Frachter zum schräg gegenüber befindlichen Liegeplatz 32b des Nordhafens, wo er am Kai des Lokomotivenbauers Voith festmachte. Dort wurde er bereits von der Wasserschutzpolizei erwartet, die dann zur Ermittlung der Unfallursache an Bord kam.
Der Schaden an der zur Reederei Skagerrak Shipping in Leer gehörenden „Reymar“ stellte sich als relativ gering heraus. Ein Taucher kontrollierte das Unterwasserschiff und stellte lediglich einige Kratzer und Farbabschürfungen fest. Nach einer Kontrolle durch die britische Klassifikationsgesellschaft Lloyd's Register durfte die „Reymar“ am Nachmittag die Fahrt in Richtung Weser fortsetzen.
In der Böschung hinterließ der Frachter einen Abdruck seines Bugs. Schaden trug aber auch der gerade erst neu gerammte Dalben Nr. 33 davon. An ihm wurden bgerissene Fender und Metallklammern festgestellt. Ob er unter Wasser abgeknickt ist, müssen Taucher noch untersuchen. Wenn der Dalben so stark beschädigt ist, dass er erneuert werden muss, wird das mit etwa 40000 Euro zu Buche schlagen.
Text: Tim S.